Echte Reform statt Label – VOTUM fordert europäische Kapitalmarktstärkung mit Substanz

Echte Reform statt Label – VOTUM fordert europäische Kapitalmarktstärkung mit Substanz

Mit ihrem gemeinsamen Beitrag im Handelsblatt und in Les Echos haben die Finanzminister Lars Klingbeil und Éric Lombard einen Impuls zur wirtschaftspolitischen Neuausrichtung Europas gesetzt. Die klare Forderung nach mehr strategischer Eigenständigkeit, besserer Kapitalallokation und gestärkter Wettbewerbsfähigkeit trifft einen zentralen Punkt – gerade in einer Phase, in der geopolitische Unsicherheiten, asymmetrische Handelsbeziehungen und eine chronische Überbürokratisierung die wirtschaftliche Dynamik in Europa zunehmend bremsen.

Der VOTUM Verband unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen in Europa begrüßt die deutsch-französische Initiative ausdrücklich. Entscheidend ist nun, daraus die richtigen wirtschafts- und ordnungspolitischen Schlüsse zu ziehen. Europa braucht nicht mehr Regulierung, sondern intelligentere Regulierung. Es braucht Entlastung für kleine und mittlere Marktteilnehmer, gezielte Investitionen in Innovation und Infrastruktur – und vor allem eine Finanzmarktpolitik, die Wirkung entfaltet, anstatt symbolische Ersatzlösungen zu produzieren.

Während in dem Artikel erneut zugesichert wird, dass man die Meldepflichten der Unternehmen um 25 % und mehr reduzieren möchte, werden im laufenden Trilog zur Retail Investment Strategy neue umfassende Meldepflichten verhandelt und ersonnen. So machen sich die Europapolitiker zusehends weiter unglaubwürdig, und ihre wohlfeilen Versprechungen lassen den Berg der Sonntagsreden wachsen, ohne Wirkung zu erzielen.

"Der glaubwürdigste Aufbruch für einen echten Bürokratieabbau wäre die Einstellung des Trilogs zur Retail Investment Strategy. Keiner ihrer Regulierungsansätze ist geeignet, Europa wettbewerbsfähiger zu machen“, so Martin Klein, Geschäftsführender Vorstand des VOTUM Verbands.

Im Ergebnis brauchen wir mehr erfolgreiche europäische Projekte wie AIRBUS anstatt die nächste EU-Richtlinie.

Auch die Einführung des neuen „Finance Europe“-Labels bewerten wir daher mit großer Zurückhaltung. Die Idee, über ein freiwilliges Siegel Kapital in europäische Unternehmen zu lenken, mag gut gemeint sein – sie ersetzt jedoch keine strukturellen Reformen. Die starre Vorgabe, mindestens 70 Prozent der Anlagewerte im Europäischen Wirtschaftsraum zu investieren, limitiert die Diversifikation und erhöht das Beratungsrisiko, ohne erkennbaren Mehrwert für Kundinnen und Kunden. Der fehlende europaweite steuerliche Ordnungsrahmen verhindert eine wirksame Lenkung, während die Selbstzertifizierung durch Produktanbieter Fragen hinsichtlich Transparenz, Vergleichbarkeit und Kontrolle aufwirft. Für private Sparer bleibt der praktische Nutzen des Labels ohnehin schwer greifbar.

Martin Klein: „Zusammengefasst bedeutet das „Finance Europe“-Label – (unklare) Steuervorteile für Europatriotismus.
Berater werden sich zukünftig in der Situation wiederfinden, ihre Kunden vor die Frage zu stellen: Willst du eine Anlage mit Steuervorteilen, die zu über 2/3 in Europa allokiert ist und eine Mindesthaltedauer von 5 Jahren hat, oder eine Anlage ohne Steuervorteile, dafür weltweit unbegrenzte Anlageoptionen und keine Kapitalbindung?
Welche der Anlagen die bessere Nachsteuerrendite haben wird, bleibt der Glaskugel vorbehalten.“

Es bleibt zu hoffen, dass von den neu eingesetzten Expertengremien unter der Leitung des ehemaligen Gouverneurs der Banque de France, Christian Noyer, und Ex-Finanzminister Jörg Kukies wirklich entscheidende Maßnahmen erarbeitet werden, die den europäischen Finanzplatz nachhaltig stärken. Ein noch so schönes Europa-Label ist deutlich zu wenig.

Über VOTUM

Der VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e.V. ist der Branchenverband der unabhängigen Finanz- und Versicherungsvermittlungs-unternehmen mit Hauptsitz in Berlin. Als solcher vertritt VOTUM die Interessen seiner Mitglieder im Rahmen nationaler und europäischer Gesetzgebungsinitiativen und bietet eine Plattform zur perspektivischen Bewertung regulatorischer Rahmenbedingungen.

An die VOTUM-Mitgliedsunternehmen sind rund 100.000 unabhängige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler angebunden. Die Mitarbeiter und Kooperationspartner unserer Mitglieder beraten über 11 Millionen Verbraucher zu Fragen der Absicherung im Alter, der Vermögensbildung und des maßgeschneiderten Versicherungsschutzes.

Weitere Informationen zu VOTUM: www.votum-verband.de

Kontakt und Presseanfragen an:
Valentin Ochlich
Vorstandsreferent
Friedrichstraße 149

10117 Berlin
E-Mail: ochlich@votum-verband.de


Vorherige Meldung

Nächste Meldung